Anwenderbericht: Sharp Mobilon HC-4600G

von Sebastian Harenbrock


Neu ist er nicht gerade, und schlank auch nicht, der Sharp HC-4600G. Soweit ich weiß ist er der letzte von Sharp in Deutschland angebotene HandheldPC.

Klappt man ihn auf, fällt erst einmal die Tastatur ins Auge: Die Tasten sind unnötig klein ausgefallen, die Zwischenräume unnötig groß, weshalb einige (mal vertikal, mal horizontal) halbiert worden sind. Sie haben keinen ordentlichen Druckpunkt und wenig Hub, aber es lässt sich doch einigermaßen darauf schreiben. Als Sondertasten gibt es ein paar nicht frei belegbare Programmstarttasten, eine Batteriesparmodustaste, die bis zur nächsten Eingabe die Displaybeleuchtung reduziert, und jeweils einen An/Aus-Button.
Das Display lässt sich, wenn man sich im Haus befindet, relativ gut ablesen. Aber draußen spiegelt es sehr stark, außerdem ist der Kontrast nicht gerade optimal, so dass es dann praktisch unbrauchbar ist. Für einen (kleinen) Tastaturorganizer geht die Auflösung von Halb-VGA (640x240 Pixel) in Ordnung, doch die 256 Farben sind mittlerweile unzeitgemäß (1997 offensichtlich noch aktuell...).


Der Sharp HC-4600 in voller Schönheit mit eingesteckter PCMCIA-Kamera

Im Inneren findet man einen MIPS R4000 Prozessor mit 74 Mhz. Das hört sich erschreckend wenig an, aber wenn man noch nicht mit XScale und mehreren Hundert Mhz verwöhnt ist, lässt sich ganz gut damit arbeiten :) Reaktionen auf Tastatureingaben erfolgen relativ schnell. Für Video-Wiedergabe eignet sich das Gerät natürlich nicht, weder im Vollbild, noch in Briefmarkengröße läuft ein Film ruckelfrei (das Bild wechselt frühestens alle zwei Sekunden). Der Sound geht noch einigermaßen (auch wenn der Mono-Lautsprecher unter dem Gerät sitzt und es keinen Kopfhöreranschluss gibt).

So ein Prozessor geht sparsam mit den wertvollen Elektronen des Akkus um, sollte man meinen. Aber im täglichen Gebrauch zeigt sich, dass man unterwegs mit dem Sharp gute Nerven haben muss. Denn die Software warnt ab etwa 50% Akkustand bestimmt alle 10 Sekunden, der Akku sei fast leer, obwohl man noch ein wenig arbeiten kann. Diese Warnungen verleiten natürlich dazu, dass man den HandheldPC ans Netz hängt. Da aber der Akku ein Ni-MH-Modell ist, ist er stark anfällig für den Memory Effekt. Er merkt sich den letzten Akkuladestand und legt diesen als 100% fest, deswegen kann man ihn, wenn man die Netzversorgung z.B. bei 80% trennt, danach nie mehr ganz aufladen. Ebenso ist es bei dem höchsten Stand, bis zu dem man ihn jemals aufgeladen hat. Dies traf mich verstärkt, da ich den HC-4600G gebraucht gekauft habe, die Akkulaufzeit war schon damals so kurz. Deshalb kann ich keine wirklichen Angaben über die Laufzeit machen.


An der Geräteunterseite schön zu sehen: Quäkiger Mono-Lautsprecher, darüber die Abdeckklappe der
Sicherungsbatterie (immerhin wechselbar), rechts die Klappe zum Austausch des RAM-Moduls

An Schnittstellen gibt es Infrarot, einen seriellen Port zum Synchronisieren mit dem Desktop und einen PCMCIA Typ II Steckplatz, für den es ja auch Adapter auf andere Speicherkartenformate (die der Sharp leider nur bis 128 MB annimmt) gibt. "Exklusiv" für den Sharp gibt es eine VGA-Kamera im PCMCIA-Format, mit der man Fotos machen kann und auch Videos drehen kann, ohne Sound und bestehend aus 16 Einzelbildern (nicht pro Sekunde, sondern insgesamt!). Wünschenswert wären natürlich noch von mir sehr vermissten USB- und Kopfhöreranschlüsse.

Als Software findet man im Sharp mit HPC 2.0 folgendes vorinstalliert: Microsoft Pocket Word, Excel und Powerpoint (letzteres nur ein Viewer), Pocket Outlook (Kontakte, Kalender, Aufgaben, Posteingang), Pocket Internet Explorer, Sharp Bildeditor, Sharp Klangrecorder (mit einer miesen Qualität des eingebauten Mikrofons), Sharp MPEG 1 Player (ohne Sound!), Sharp PC Dateiansicht (Viewer für Dateien, für die keine Programme mitgeliefert wurden, wie .gif, .doc...). Auf CD mitgeliefert werden noch die beiden Anwendungen bSquare bFax und ein Haushaltsfinanzbuchprogramm. Alles in allem zwar keine High-End Software, aber doch relativ vollständiges Office und Outlook. Angesichts der Prozessorleistung wäre Multimedia-Software ohnehin sinnlos. Es gibt kaum vorinstallierte Treiber, aber das ist ja bei HPC 2.0 Standard.

Was Kommunikation mit anderen Geräten angeht, ist der Sharp sehr schwach. Ich versuchte schon mehrmals irgendwie eine Verbindung mit meinem Palm m105 aufzubauen, doch das ging nur mit einem speziellen Programm (für den Palm). Selbst damit konnte ich aber auch nur Kontakte austauschen. Bei einer Verbindung zu meinem SDA Music kann ich nur Dateien vom Sharp zum SDA schicken, beim versuchten Empfang von Dateien auf dem Sharp erkennt dieser kein Gerät. Überhaupt braucht der HC-4600G erst noch ein Programm um Dateien zu versenden (z.B. Total Commander), ohne das nichts geht. Eine Modemverbindung habe ich auch noch nicht geschafft einzurichten.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass der Sharp zwar womöglich zu seiner Zeit aktuell war, aber er wurde längst in allen Kategorien weit überholt. Für Einsteiger beim HPC ist er vielleicht interessant, aber sonst (auch von anderen Geräteklassen aus gesehen) ist er sehr veraltet.

29. Mai 2005
Sebastian Harenbrock

Namentlich gekennzeichnete Anwendertestberichte geben ausschließlich die Erfahrungen und Meinungen des Autors wieder.


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